09|10|2015 - 16|05|2016
Sonderausstellung
Ganz schön haarig. Dem Eintrag »Haar« sind im Grimm'schen Wörterbuch mehr als 200 Begriffe zugeordnet. Auch in Märchen spielen Haare eine Rolle. Ob als Bestandteil des alltäglichen Lebens oder magisches Element, Kunstobjekt oder Objekt der Begierde, ob geschmeidig oder widerspenstig – die erste Sonderschau in der GRIMMWELT Kassel beleuchtet das Phänomen »HAARE« äußerst vielschichtig unter acht Aspekten:
FLECHTEN | ARCHIVIEREN | GLÄNZEN | VERWANDELN | VERSCHLEIERN | BERÜHREN | ZAUBERN | SCHEREN
Die Präsentation zeigt vielseitige Kunstwerke. Die Gegenüberstellung kulturhistorischer Exponate, wie zum Beispiel einer Haarlocke von Hermann Grimm oder einer antiken Aphrodite-Statuette, entwirft einen Spannungsbogen, in dem sich afrikanische Friseurschilder und eine christliche Haarreliquie neben einer extravaganten Perücke einer Dragqueen präsentieren.
So können die Besucher*innen zum Beispiel erfahren, dass ihre Extensions aus einem Tempelbezirk in Indien kommen oder, dass man über die Haare versucht hat, Theorien der Rasse zu stützen. Sie wundern sich, dass in Japan und den USA, in Ägypten und Afrika mit den gleichen Schönheitsidealen geworben wird wie hierzulande und können einem Iro oder einer Elvis-Tolle begegnen. Auch erfahren sie, dass Haare Gemeinschaft stiften können, wie der Zopf von Rapunzel oder, wenn sie golden sind wie die des Teufels, magische Qualitäten haben.
Die Ausstellung zeigt vielseitige Kunstwerke, unter anderem von Rheim Alkadhi, Marina Abramovic und Ulay, Chossy, Ludwig Emil Grimm, Heather Dewey-Hagborg, Katarina Hrušková, Mandana Moghaddam, Mariella Mosler, J. D. 'Okhai Ojeikere, Moran Sanderovich, Santiago Sierra, Ernie Luley Superstar und Charwei Tsai.
»Im Dickicht der Haare«
»Im Dickicht der Haare« ist ein Projekt der GRIMMWELT Kassel. Es wurde kuratiert von dem Berliner Büro Hürlimann+Lepp Ausstellungen. Die Gestaltung wurde von Holzer Kobler Architekturen gemeinsam mit Studio TheGreenEyl entwickelt und umgesetzt.
Annemarie Hürlimann und Nicola Lepp zur Entwicklung der Idee:
»Die Idee für die Schau »Im Dickicht der Haare« hat sich bei unserer konzeptionellen kuratorischen Arbeit an der GRIMMWELT herauskristallisiert. Wir sind nicht nur immer wieder auf interessante Haar-Belege im Werk der Grimms und wunderbare Zeichnungen bei dem Bruder Ludwig Emil gestoßen. Es wurde auch deutlich, dass das Thema der Arbeits- und Denkweise der Brüder verwandt ist: Haare können als prototypisch für Fragen von Ordnung und Unordnung gelten. Und mit der Unordnung der Kultur haben die Grimms sich zeit ihres Lebens beschäftigt. Ihre Sprachforschungen und Wortsammlungen, das gigantische Wörterbuchprojekt, aber auch ihre Sammlung von Märchen können als Versuch gewertet werden, Ordnung ins Dickicht kultureller Äußerungen zu bringen.«