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Ein Gruppe von Menschen wird durch die Ausstellung geführt.

Heute | 15.00 Uhr

Die GRIMMWELT von A-Z

Dauerausstellung

Mutter und Kind schauen sich Märchenbücher im Bereich VOLKSMÄRCHEN an.

Erlebnisraum GRIMMWELT

Hier kommen die Brüder Grimm in der Jetzt-Zeit an: Künstlerisch, interaktiv und multimedial vermittelt.

  • GRIMMWELT

Die Grimm-Sammlung der Stadt Kassel

Das Bild zeigt eine Seite aus der handschriftlichen Lebensbeschreibung von Jacob Grimm.

Rund 30 Jahre lebten und arbeiteten Jacob und Wilhelm Grimm in Kassel und hinterließen der Stadt ein beachtliches und vielseitiges Erbe. Dieses wird insbesondere von der Grimm‐Sammlung der Stadt Kassel betreut und verwahrt.

Hauptstadt der Deutschen Märchenstraße, Heimat der von der UNESCO zum Weltdokumentenerbe (Memory of the World) ernannten Handexemplare der »Kinder‐ und Hausmärchen« und Sitz des international renommierten Ausstellungshauses GRIMMWELT: Kassel ist Grimm‐Stadt. Rund 30 Jahre lebten und arbeiteten Jacob und Wilhelm Grimm in Kassel; laut Jacob Grimm die »arbeitsamste und vielleicht auch die fruchtbarste Zeit« ihres Lebens. In Kassel entstanden nicht nur die »Kinder‐ und Hausmärchen«, sondern auch weitere große Werke wie die »Deutschen Sagen« oder Jacob Grimms »Deutsche Grammatik« – und selbst der Entschluss zur Arbeit am »Deutschen Wörterbuch« wurde in Kassel gefasst.

Die Bedeutung der Brüder Grimm für die Stadt zeigt sich deshalb auch in der umfassenden Grimm‐Sammlung der Stadt Kassel, die eine Vielzahl an Objekten zum Leben und Wirken der Brüder und zu ihren Märchen verwahrt.

Sammlung

Die Grimm‐Sammlung umfasst zurzeit über 20 Sammlungsgruppen. Dazu zählen neben Büchern, Briefen und Hausrat der Familie Grimm auch Zeichnungen, Grafiken, Scherenschnitte, Skulpturen und Gemälde. Einen Schwerpunkt im Bereich der Grafik bilden beispielsweise Werke des Bruders Ludwig Emil Grimm sowie historische und zeitgenössische Märchenillustrationen.

Die Sammlung wird stetig durch interessante Objekte erweitert, um ihre Relevanz und Attraktivität zu sichern und Kassel als Grimm‐Stadt zu stärken. Dadurch bieten sich neue Perspektiven für die Forschung und gleichzeitig neue Impulse für die öffentliche Auseinander­setzung. Die Grimm‐Sammlung ist Ansprechpartnerin für Bild‐ und Forschungsanfragen und stellt ihre Objekte der GRIMMWELT Kassel sowie Museen und Ausstellungshäusern weltweit als Leihgabe zur Präsentation zur Verfügung.

dezentrales Grimm-Konzept

Ausgehend von den Planungen rund um die 2015 eröffnete GRIMMWELT Kassel entwickelte die Stadt im Dialog mit der Universität Kassel die sogenannte »dezentrale Grimm‐Konzeption«. Nach dieser werden die traditionellen Aufgaben eines Museums entsprechend der Kompetenzen auf die Schultern der drei Institutionen verteilt, die eng miteinander kooperieren.

  • Die Stadt Kassel übernimmt als ein Akteur die Aufgaben des Sammelns und Bewahrens.
  • Die GRIMMWELT präsentiert und vermittelt das Thema Grimm anschaulich und macht es für eine breite Öffentlichkeit zugänglich.
  • Die Universität Kassel widmet sich mit einer außerordentlichen Professur der wissenschaftlichen Aufarbeitung und Erforschung des Themas und mit einem Grimm‐Schwerpunkt in der Universitätsbibliothek dem Sammeln und Bewahren sowie der Erschließung der Bestände.

Ein sichtbares Ergebnis der Kooperation mit der Universitätsbibliothek Kassel ist die digitale Bereitstellung der wertvollsten Kasseler Sammlungsbestandteile gemeinsam mit anderen historischen schriftlichen Grimm‐Schätzen im Grimm‐Portal. Schon jetzt umfasst das Portal über 2.500 Briefe, über 500 Handschriften und andere Dokumente, darunter Visitenkarten, Bilder und Aufsätze ebenso wie die von der UNESCO zum Weltdokumentenerbe ernannten Handexemplare der »Kinder‐und Hausmärchen« mit handschriftlichen Anmerkungen der Brüder Grimm.

Einblicke

Auf einer Karikatur von Ludwig Emil Grimm sind zwei Männer am Bett einer älteren Frau zu sehen.

Die Federzeichnung stammt von Ludwig Emil Grimm, dem jüngsten Bruder von Jacob und Wilhelm Grimm. Er war als Maler, Zeichner und Radierer tätig und hatte ab dem Jahr 1832 eine Professur an der Kunstakademie Kassel inne. Der »Malerbruder«, wie er häufig genannt wird, dokumentierte Leben und Werk der berühmten Sprachforscher und Märchensammler sowie der ganzen Familie Grimm auf vielfältige Weise. Viele dieser Arbeiten zählen zum Bestand der Grimm‐Sammlung der Stadt Kassel. Die hier abgebildete Zeichnung zeigt den Konzertmeister Adolf Wiele im Dialog mit dem Hausarzt Dr. Wehr am Krankenbett seiner Frau Friederike. Wiele hat seine Violine unter den Arm geklemmt und redet in gebückter Haltung eindringlich mit dem Arzt. Das skurrile Gespräch über die passende Dosierung eines Medikaments ist in der Zeichnung festgehalten:

»Geben Sie davon ihrer Frau, dann wird es beßer
Aber mein Gott Herr M. Rath [Medizinalrat], es ist doch nicht zu viel?
Dann geben sie ihr weniger
Aber dann hilft es nichts?
Dann geben sie ihr mehr ...«

Wiele war eine bekannte Kasseler Persönlichkeit – Geiger im kurfürstlichen Theaterorchester und später Konzertmeister – und mit Ludwig Emil Grimm verwandt. Wieles früh verstorbene erste Ehefrau war Johanna Böttner, eine jüngere Schwester von Ludwig Emil Grimms Frau Marie Böttner, die beiden waren somit Schwager. Auch wenn Ludwig Emil Grimm bei dieser Szene wohl kaum persönlich anwesend war, kennt er die Personen gut und hat demnach vermutlich eine ihm geschilderte Anekdote in dieser humoristischen Zeichnung festgehalten.

Abbildung eines handschriftlichen Briefes mit der Unterschrift von Wilhelm Grimm.
Abbildung eines handschriftlichen Briefes mit der Unterschrift von Wilhelm Grimm.

Der zweiseitige Brief wurde von Wilhelm Grimm am 14. Juli 1839 in Kassel geschrieben, vermutlich an den Theologen und Generalsuperintendenten Friedrich Hesekiel. Er dankt dem Generalsuperintendenten für dessen Mitarbeit am »Deutschen Wörterbuch« und nennt weitere Mitarbeiter, die für das Wörterbuch gewonnen werden konnten.

In dem Brief, der ein Jahr nach Arbeitsbeginn am »Deutschen Wörterbuch« geschrieben wurde, wird der Arbeitsumfang des Großprojektes Wörterbuch deutlich, so schreibt Wilhelm Grimm von etwa 45 Mitarbeitern in der Hoffnung, dass »die sich hoffentlich noch vermehren“ und bittet den Empfänger ausdrücklich darum, sich nach weiteren potentiellen Mitarbeitern im Bekanntenkreis umzuhören. Denn Wilhelm Grimm ist klar: »die aufgabe ist ihrer natur nach groß, und kann sonst nicht vollständig bezwungen werden.« Wie groß die Aufgabe tatsächlich war, wird vor allem im Rückblick deutlich. Erst 15 Jahre später, 1854, erschien der erste Band des »Deutschen Wörterbuchs« – der 32. und letzte Band erst 102 Jahre nach dem Tod Wilhelm Grimms, im Jahr 1961.